„Als Kind fragte ich meinen Vater, warum er kein Pferdebauer war. Ich erhoffte mir mehr, als nur ein gesatteltes Pferd vor der Reitstunde annehmen, und nachher wieder abgeben, zu dürfen. Zum Glück erfüllten später die Ferien im Ponyhof viele Träume, sogar, obwohl wir mitten in Paris wohnten, den des eigenen Islandpferdes.
Ich besitze immer noch einen Zeitungsausschnitt, worin ein erfolgreicher Reiter behauptet, dass sein Pferd ihn vielleicht erkennt, es aber kein Bezug zu ihm hat, höchstens vielleicht mit der Person die Futter bringt. Wie traurig! Meine Sóley wusste genau, dass ich zu ihr gehörte. Die Ponys liefen frei auf dem Hof rum. Eines Tages war ich in Eile, sah, dass Sóley etwas weiter weg döste, schrammte an Mósi vorbei, der mich fragend anschaute (jaja, Mausfalbe mit den dunklen Flecken über den Augenbrauen, unwiderstehlich). Ich streichelte ihn kurz im Gehen. Etwas zwang mich, umzuschauen; meine liebe Stute stürzte sich auf Mósi, um ihn eins auszuwischen. Hiermit waren zumindest die Besitzverhältnisse geklärt. Damals gab es mehrere Reitlehren, aber kaum Informationen zum allgemeinen Umgang mit Pferden. Ich bemühte mich, Sóleys Vertrauen zu gewinnen und, für aller Sicherheit, die Führungsrolle zu übernehmen (sie war vom Vorbesitzer als widerspenstig abgegeben worden). Ich meine, dies sei gelungen, auch wenn die Stute manche Verantwortlichkeiten für sich behielt, wie, zum Beispiel, Pfützen beim ersten Durchqueren auf Treibsand prüfen, Wild anzeigen, Fohlen beschützen und erziehen. Mit ihrem heißersehnten Fohlen bei Fuß bezog mein Pferd zeitweilig eine kleine Wiese am Waldrand. Ein Spaziergang zu dritt, toll, oder? Die Stute wollte nicht raus, das Fohlen ging durch sobald es auf dem Sandweg lief, die Stute hinterher – ich konnte mich noch gerade auf ihren Rücken schwingen. Beim zweiten Versuch hatte ich das Sattelzeug mitgeschleppt. Die Stute verließ völlig entspannt die Weide, das Fohlen dicht an ihrer rechten Seite (wie hat sie das bewirkt?). Wir ritten in Schritt den Sandweg entlang und bogen in den Wald ein. Das Fohlen wackelte mit den Ohren, Sóley klappte ihm das rechte Ohr zu und legte darauf beide Ohren an. Die Botschaft war klar: „Mami Galopp“, „Kind, wir fragen die da oben“. Ich gab mit den Zügeln nach und los.
Was mich als Teenager beflügelte, liebe ich als Siebziger noch immer, heute, sogar auf täglicher Basis: sei es Stallarbeit und sonstige Pflege – und die informellen Kontakte mit den, manchmal gesprächigen, Pferden – Bodenarbeit und Ausritte, oder auch Reitstunden, wobei ich mich für Theorie und Praxis interessiere. Wenn man in der Nähe seines Wohnortes einen netten Pferdehof findet, darf man sich glücklich preisen! Wissenschaftlich engagiere ich mich aber nur mit Farben und Farbvererbung; da gab es schon genug Kontroversen zu bewältigen.“
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