Rezension im Karlsruher Kind, Die regionale Elternzeitung, Ausgabe Juli 2020
Es gibt Kinderbücher, die vergisst man nie. Sie versetzen einen auch noch im Erwachsenenalter beim wiederholten Lesen in exakt die gleiche Stimmung, wie man sie als Kind liebte. So ging es auch der Grundschullehrerin Iris Kiesewetter. Ihr Lieblingsbuch stammt aus den Niederlanden und wurde 1964 das letzte Mal in Deutschland verlegt. Und weil auch ihren Schüler*innen und den Kolleg*innen der Karlsruher Europaschule die Geschichten aus der „Goldenen Schatztruhe“ so gut gefielen, machte sie sich daran, die Rechte zu erwerben und die Texte sanft den heutigen pädagogischen Maßstäben anzupassen. Und was wird in diesen 62 Geschichten aus aller Welt nicht alles erzählt: Da geht es um die Rettung des Kaisers von China und um die Bergung eines alten Schatzes auf der Insel Föhr ebenso, wie um zwei Ochsen aus dem antiken Ur oder um eine Prinzessin, die nicht schlafen kann.
Es steckt viel Zeit und Herzblut in diesem schönen Buchprojekt und man versteht sofort, warum die Geschichte von Sunmins Traum Frau Kiesewetter bis heute am allerbesten gefällt: Der fleißige Hutmacher träumt mehrmals davon, dass er am Fuß des Drachentempels sein Glück finden werde. Also macht er sich auf die lange Reise nach Peking und wartet am besagten Platz, bis ihm ein Bettler schließlich von seinem Traum erzählt, wonach unter dem großen Ahornbaum im Garten eines Hutmachers ein Topf mit Gold vergraben sei… Man ahnt, wie die Geschichte ausgeht und das macht auch den besonderen Reiz dieser Sammlung aus. Am Ende geht es immer um eine Botschaft, die ohne erhobenen Zeigefinger auskommt und stattdessen die Leser*innen und Zuhörer*innen an die nahen und weiten Enden der Welt entführen.
Diese Geschichten haben es verdient gelesen und gehört zu werden.
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